Die Zeit vergeht und so kommt es, dass ich schon mehr als zwei Monate im Spital arbeite. Immer bin ich noch fasziniert und jeder Tag ist ein Erlebnis. Im Spital gibt es immer etwas zu tun. So, war ich in letzter Zeit beschäftigt die Krankengeschichten zu sortieren und elektronisch zu erfassen. Bin natürlich noch lange nicht fertig; sind es doch mehr als 10‘000 aufgenommene Patienten und jeden Tag werden es mehr. Bin sicher dass Willi der Sekretär noch einen Weile beschäftigt ist!
Auch hier nimmt die administrative Arbeit viel Zeit in Anspruch und braucht Unterstützung, Geduld und Kontrolle von Ruth Schäfer, die den Betrieb leitet! Mit der kompetenten und geduldigen Art von Ruth sind alle immer wieder bereit, ihre Arbeit zu evaluieren und Neues dazu zu lernen. Der Alltag im Spital steht oft unter dem Motto „erklären“. Immer wieder gibt Ruth Instruktionen und informiert wie es laufen soll. Natürlich dreht es sich sehr oft um Sauberkeit und Organisation. Die Geduld, welche Ruth an den Tag legt, ist riesig! Oft mit Erfolg! So ist es schön zu sehen, dass die Erklärungen fruchten und die Änderungen, welche Ruth verlangt, umgesetzt werden. Wie sagt man so schön: der Ton macht die Musik und diesen trifft Ruth immer ganz genau. Auch wenn sie manchmal „Lärm“ machen muss, erfährt sie stets den nötigen Respekt und erreicht, dass das Arbeitsklima stets angenehm, fair und humorvoll ist.
Die Unterstützung am Babytag, welcher einmal in der Woche stattfindet, ist ein weiterer Aufgabenbereich von mir. Jeweils am Donnerstag kommen von nah und fern Mütter mit ihren Babies zur Gewichtskontrolle und den nötigen Impfungen. Die Mütter laufen zum Teil mehr als eine Stunde um ins Spital zu kommen, was sich jedoch für sie lohnt. Sie bezahlen 50 Kenianische Schilling, umgerechnet 1 SFr., und erhalten eine professionelle und sehr gute Behandlung für ihre Kinder! An jenen Tagen platzt der Warteraum aus allen Nöten. Es ist unglaublich wie viele Mütter und Kinder das Spital aufsuchen! In diesem Zusammenhang steht auch die Familienplanung, welche ein weiterer wichtiger Teil ist. Immer noch ist die Verhütung ein Tabuthema und viele Frauen haben zwischen 6 bis 8 Kinder und können zum Teil nicht für alle Sorgen, weil sie von ihren Männern verlassen worden sind und oder kein Einkommen haben. Welche Spirale das auslöst, muss nicht weiter erläutern. Umso wichtiger ist die Familienplanung, welche vor allem aus Informationen, der Abgabe von Kondomen und der operativen Unterbindung besteht. So ermöglicht das Rhein Valley Spital, dass alle 3 Monate die Marie Stopes vorbei kommen können. Das ist eine Organisation welche gratis Frauen und Männer in Spitälern chirurgisch unterbindet. Sie besteht aus einem Operationsteam, welche die Frauen und Männer informiert und danach in einem kurzen Eingriff unterbindet. Eine tolle Sache! Leider ist aber zu sagen, dass Männer sehr selten zu sehen sind. Der Grund ist oft der Wissensstand und natürlich auch der geschichtliche und kulturelle Hintergrund. Oft glauben sie, wenn sie das machen würden, werden sie impotent und oder in ihrer Männlichkeit eingeschränkt. Leider ist in den Köpfen der Männer immer noch, dass man sich über die Anzahl der Kinder definiert und auch im Hohen Alter das beweisen muss! Die Tradition und die Kultur sind hier in Kenya stark verankert und sind mit ein Grund, dass Veränderungen und Neuerungen schwer umzusetzen sind. Aber genau diese andere Kultur und die Traditionen sind für mich reizvoll an diesem Land und ich freue mich weiter, einen Einblick in diese andere Welt haben zu können und bin gespannt, was noch alles kommt! -Corinne Jeker